Volunteering Projektbericht | Woche 01.-07. Mai 2023
Meine letzte Woche in Khamjing. Ich habe diesen Gedanken lange und erfolgreich verdrängt, trotzdem war sie jetzt da. Es gab noch ein wenig zu tun, die 2. Hälfte Kinder musste ja zum Zahnarzt, und ich wollte im Büro etwas aufräumen, die getane Arbeit sowie die anstehenden Projekte zusammenfassen und geordnet hinterlassen.
Also habe ich mich häufiger mit Dawa hingesetzt und besprochen, wie wir weitermachen. Und dabei sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir doch eine Menge erreicht hatten. Die Vergrößerung des Kinderheimes, die Personalerweiterung und Verbesserung der Kommunikation sind sicherlich große Änderungen, aber auch Kleinigkeiten wie das Erstellen und Verteilen von Notfallnummer für die Healthposts und das Krankenhaus sind Vorgänge, die das Arbeiten in Zukunft wesentlich erleichtern werden. Und obwohl wir doch recht fleißig waren ergaben sich mit jedem Meeting nur noch mehr Aufgaben, die wir im kommenden Jahr aber gut gemeinsam angehen können.
Am schwersten für mich aber war der Abschied von den Menschen, die mich über die letzten beiden Monate so warm aufgenommen haben. Ich war mir jetzt schon sicher, dass ich meine gemeinsame Teestunde mit Kami vermissen würde, das stets leckere Essen in Pasangs Küche, in der ich immer willkommen war. Tashis Sorge, ob es mir auch wirklich gut geht und Dawas Geschick, immer überraschend und fröhlich aufzutauchen mit einem spontanen ‘Right Simone, are you ready, come on, we’ll go!’ Und natürlich meine Kinder!
So habe ich bis Freitag meine Abreise verdrängt, und hatte nochmal einen schönen Ausflug nach Dhunche zum Zahnarzt. Da die schlimmsten Fälle ja bereits durch waren und in der 2. Gruppe auch niemand an allzu schlimmer Reiseübelkeit litt sah ich dem Tag tatsächlich recht fröhlich entgegen. Die Straße war immer noch nicht fertig und so war der Ablauf wie gewohnt. Wir sind erstmal den Berg runter gelaufen, an der Baustelle stand der Jeep und wartete auf uns. Da es nach tagelangem Regen seit Donnerstagabend endlich wieder schön war, genoss ich die Fahrt über den Highway nach Dhunche sehr, hinter mir saß Yangzom und ließ sich den Wind um die Nase wehen und sah dabei so zufrieden aus, dass ich mir nicht ganz sicher war, wie sehr sie ihren komplizierten Eingriff letzte Woche verdrängt hatte. Egal, nach einem kurzen Blick waren wir uns einig, dass das Wetter und der Ausflug einfach nur genossen werden konnten! Das Prozedere in Dhunche war gleich wie das letzte Mal, und diese Woche waren wir auch etwas schneller durch. Im Anschluss gab es wieder Momos für alle und dann haben wir uns schnell auf den Heimweg gemacht, es sollte einen Abschiedsabend für mich geben.
Also fand ich mich gegen 18h in Kamis Küche ein, die Kinder saßen bereits und schauten mich erwartungsvoll an. Vor ‘meine’ Bank hatte Dawa einen Tisch gestellt und darauf standen verschiedene Getränkeflaschen mit Butterflocken für die Segnung, außerdem gab es einen Kuchen, den Kami eigens für mich gebacken hatte. Ich war gerührt. Aber es wurde noch schlimmer. Als nächstes kam Dawa mit einem Katagh als Dank und legte ihn mir um den Hals. Dann Kami. Und dann Hishi. Und dann kamen alle meine Kinder, bedankten sich und legten mir den Schal um und drückten mich fest.
Im Anschluss haben sie noch für mich getanzt und gesungen, und ich war den ganzen Abend gerührt. In Nepal bleiben wollte ich nicht wirklich, ich freute mich sehr darauf, Leitungswasser einfach so trinken zu können und mir nicht für jedes Zähneputzen das Wasser filtern zu müssen. Und eine Dusche im Warmen war für mich so verlockend wie Selten! Aber einfach gehen?! Auch keine so tolle Vorstellung. Zunächst aber mal nicht zu ändern, mein Flug nach Frankfurt war ja fest gebucht….
Und so sitze ich nun seit fast 2 Wochen wieder in Deutschland, freue mich über ein kurzes Video über WhatsApp, in dem mir die Kinder fröhlich winken, oder über ein Foto, das Dawa mir schickt, auf dem mich ‘meine’ Nepali anlachen. Und ich freue mich darüber, was für ein Glück ich hatte, überhaupt diese Erfahrung machen zu können. 2 Monate Nepal, die Zusammenarbeit mit Dawa und Kami und meine Kinder, der Trek mit Hishi, die Hochzeit, die vielen Stunden in Pasangs Küche, das Lachen und Zuhören, mein langsames Verstehen. Dafür bin ich sehr dankbar. Natürlich meinem Karma, das mich, wir mir erklärt wurde, zu diesem Zeitpunkt an diesen Ort gebracht hatte.
Aber auch meinem Chef und meinen Kollegen daheim, die mir das lange Fernbleiben überhaupt erst ermöglicht haben, Familie und Freunden, die die Idee mitgetragen und unterstützt haben, und Nepal Aid, vor allem Frank und Fabian, die mich direkt oder aus der Ferne begleitet haben, mir Türen geöffnet haben und stets positives Feedback gegeben haben. Und natürlich freue ich mich, dass der Rotary Club Pforzheim die Idee des Fair Volunteering finanziert hat, was überhaupt erst die Grundlage für einen solch langen Aufenthalt war! Ich glaube aber auch, dass meine Kinder sehr von dem Aufenthalt profitiert haben. So hat am Ende selbst der kleine Ngawang, der gerade die 2. Klasse begonnen hat, fröhlich mit mir geredet. Auf Englisch. Mit viel Nepali dazwischen, aber er hat sich sehr angestrengt. Und Palmu (unsere spätere Englischlehrerin) hat immer übersetzt, wenn es hakte. Aufgrund meiner langen Anwesenheit konnte ich sehen, wo es in der Projektarbeit hakt, und mit ein paar Ideen vielleicht die ein oder andere Lösung präsentieren.
Und ich hatte die Zeit, den Menschen zuzuhören und Hilfen am Bedarf auszurichten. Deshalb hoffe ich, dass ich einen Beitrag leisten konnte, der die Zusammenarbeit zwischen Nepal Aid und HiCoS, zwischen Deutschland und Nepal und für die Arbeit für die Kinder und Menschen in Nepal einen Fortschritt bedeutet, und so nicht nur für mich nachhaltig und überaus positiv in Erinnerung bleiben wird.